Hier gibt es Aufsätze!

Der erste ist ein Kriminalaufsatz, weil sich das Sabine gewünscht hat! Hier ist er:

ROTER REGEN

Sie hatte jemanden getötet. Niemals hätte sie sich gedacht, zu so etwas im Stande zu sein. Jeder Augenblick zwischen diesen Mauern machte sie mehr und mehr verrückt. Jeder Moment, in dem ihr die schrecklichen Bilder wieder ins Gedächtnis kamen. Es war ihr, als hörte sie es pochen, ein Klopfen an den Wänden. Oder in den Wänden! Sie wusste, es war nur Einbildung, wie das schreckliche Pochen eines Herzens in der Geschichte, die sie so liebte. Doch es war ein schreckliches Pochen. Sie wusste, warum sie es sich einbildete. Die Geschichte spielte sich vor ihrem inneren Auge wieder und wieder ab. Ihr Vater, auf Besuch. Die Erinnerung, die Erinnerung an nicht aufhören wollende Schläge, als Mädchen. Die Erinnerung an den Schmerz. Sie konnte ihn nicht zurückhalten. Ihr Vater war grausam gewesen! Oh ja, das war er! Der Hass, der in ihr aufstieg, wie das Brodeln eines Vulkans. Die schreckliche, plötzlich aufkeimende Lust, diese Lust, eine Lust zu töten! Sie erinnerte sich an eine Pistole, die sie plötzlich in der Hand hielt. Ihr Vater hatte sie angefleht, so wie sie ihn als Mädchen angefleht hatte, sie nicht zu schlagen. Doch er hatte sie geschlagen! Und sie hatte abgedrückt. Die Kugel war in der Brust ihres Vaters zum Stillstand gekommen. Wie seltsam, dass eine Kupferkugel von der Größe einer Wespe, eine einzige Kugel, ein Leben einfach so auslöschen konnte. Das Blut ihres Vaters hatte sich wie ein roter Regen auf dem Teppich ergossen. Er war zusammengesunken. Und nicht wieder aufgestanden! Sie hatte sich über ihn gestellt, seinen letzten Atemzug regelrecht genossen! Seine Augen, so anklagend, so blau wie der Himmel. Sie hatte ihn getreten. Immer und immer wieder! Selbst, als sein Herz schon aufgehört hatte zu schlagen! So klar, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige gegeben, hatte sie ihn eingeschlossen! In der Wand des Kamins hatte sie ihn eingemauert! Und sie hatte ihn getreten und geschlagen, um endlich Genugtuung zu haben. Bis der letzte Ziegelstein in die Wand eingesungen war hatte sie ihn mit hasserfüllten Augen angestarrt. Dies sollte sein Grab sein! Für immer und ewig! Immer fortan! Doch nun, im Bewusstsein was sie getan hatte, starrte sie mit angsterfüllten Augen auf den Kamin. Es war, als würde sie durch ihn hindurch starren! In die kleine Kammer, die ihre Genugtuung enthielt! Eine Leiche! Das Pochen wurde lauter, und obwohl sie wusste, dass sie es sich nur einbildete, machte es sie verrückt! Sie erinnerte sich an die Geschichte, die Geschichte vom verräterischen Herz. Doch sie war nicht verrückt! Vielleicht war sie es gewesen! Sie verstand sich selbst nicht mehr! Das Pochen wurde lauter und lauter! Immer lauter und lauter! Was, wenn er noch lebte?!? Was, wenn ihr Vater nicht tot war? Wenn er immer und immer wieder an die Wand hämmerte? Sie würde ihn nicht befreien! Sollte er doch vermodern in seinem roten Grab! Das Pochen wurde lauter und lauter! Sie bekam Angst! Was wäre, wenn er die Ziegelsteine hinausschieben würde. Er würde sie schlagen, so wie er sie früher geschlagen hatte! Noch schlimmer als zuvor! Als je zuvor! Sie hatte fürchterliche Angst! Sie lief und lief. Sie flüchtete aus dem Grab, das ihr Haus war. Sie flüchtete vor dem Pochen, doch es verfolgte sie. „Ich habe meinen Vater umgebracht! Einfach so! Erschossen! Und nun liegt er da, eingemauert im Kamin! Erlöst mich von der Qual, von der Qual seiner Hände, die an die Mauern seines Grabes klopfen! Erlöst mich von den Schlägen! Erlöst mich von ihm!“, dachte sie, immer und immer wieder. Und ohne es zu merken hatte sie es, so laut wie nur möglich, in die Nacht hinausgeschrien!









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